FOTOPROFI Magazin 08.01.2022 | Page 41

PRAXIS

BILDBEARBEITUNG

PORTRÄTFOTOGRAFIE

Augen-Blicke zum Leben erwecken

Bitte recht freundlich ? Und jetzt : Cheeeese ? Für ein tolles Porträt geht natürlich noch mehr . Matthias Butz , Video-Trainer auf TutKit . com , gibt dir wertvolle Tipps , wie du deine Porträt- aufnahmen in die richtige Stimmung bringst .

Text : Markus Möller , TutKit . com , Fotos : Michael Baierl

H ast du dich beim Blättern im Fotomagazin auch schon mal gefragt , warum die Porträts

professioneller Fotografen so verdammt gut gelungen sind ? Nun , den Zauberstab schwingen sie jedenfalls nicht . Im Gegenteil . Sie kochen , wie man so sagt , auch bloß mit Wasser . Damit auch deine Porträts echte Eyecatcher werden , solltest du dir ein paar wichtige Regeln vor Augen führen . Mit diesen 12 Tipps im Kopf erzeugst du künftig Porträts , die unter die Haut gehen .

Tipp 1 : Stell dich auf Tiefenschärfe ein

Greif dir deine SLR und stelle den AV-Modus ein . Der Vorteil : Du kümmerst dich nur um die Blende , und die restlichen Einstellungen übernimmt deine Kamera . Wähle eine geringe Blendenzahl für mehr Tiefenschärfe . Dabei wird der Hintergrund unscharf , und dein Model hebt sich scharf von ihm ab . Die meisten Standard-Zoom-Objektive bieten mit Werten zwischen 3,5 und 5,6 allerdings nur wenig Blenden-Spielraum . Gönn dir lieber ein Objektiv mit Festbrennweite . Seine Bauart ermöglicht dir das Einstellen einer deutlich geringeren Blendenzahl .

� Macht das Fotografieren leichter : der AV-Modus .

� Mit geringer Blendenzahl zu gelungener Tiefenschärfe .

Tipp 2 : Natürlichkeit mit höherer Brennweite

Du stehst auf Weitwinkel ? Bitte nicht beim Porträt . Er bläht das Gesicht deines Models unnötig auf . Viel bessere Ergebnisse schießt du mit einer 50er-Brennweite . Sie kommt dem Blickwinkel deiner Augen sehr nah , wodurch dein Foto natürlicher wirkt . Doch auch der Telebereich hat Charme . Du sparst Hintergrund und sorgst für noch mehr Tiefenschärfe .

17 mm

Lieber nicht : Ein Porträt im Weitwinkel .

50 mm Lieber so : Ein Porträt mit einer 50er Brennweite .

200 mm

Ebenfalls beliebt : Die 200er-Brennweite .

Tipp 3 : Fokussiere mit Fingerspitzengefühl

Der Autofokus deiner Kamera ist eine bequeme Sache ? Für Porträts solltest du lieber auf manuell umschalten . So kannst du sicher sein , dass du die Person statt den Hintergrund scharf stellst . Fokussiere immer die Augen . Sie sind für den Betrachter im wahrsten Sinn Eyecatcher .

Tipp 4 : Schieß dich auf Serien ein

Lass den Finger ruhig mal länger auf dem Auslöser und mach statt einer Aufnahme gleich drei , vier oder fünf . So vermeidest

So stellst du deine Kamera auf Serien ein . du , dass dein Model mit geschlossenen Augen posiert oder versehentlich woanders hinschaut . Aussortieren kannst du später immer noch . Den Moment mit deinem Model hast du vielleicht nur einmal .

Tipp 5 : Wechsle die Perspektive

Ob von oben herab oder auf Augenhöhe – die meisten Porträts entstehen aus diesem Blickwinkel . Geh doch stattdessen mal mit der Kamera auf Brusthöhe . So kriegst du deutlich mehr Hintergrund und weniger Boden aufs Foto .

Der Klassiker ( links ): Von oben nach unten .

Die Alternative ( rechts ): Einfach mal auf Brusthöhe gehen .

Tipp 6 : Lenke das Licht

Bring einen Reflektor ins Spiel . Er hilft dir , das Licht gezielt zu lenken . Klar , du hast nur zwei Hände . Hilfreich wäre ein Assistent . Noch einfacher : Bitte dein Model , den Reflektor während der Pose zu halten . Der Effekt ist verblüffend . Denn der Reflektor lenkt das Sonnenlicht aufs Gesicht . Dank seiner zwei Seiten kannst du verschiedene Lichtstimmungen erzeugen . Die silberne Seite sorgt für ein angenehm neutrales Licht . Die goldene erzeugt selbst um die Mittagszeit eine warme Sonnenuntergangsstimmung .

� Links ohne , rechts mit Reflektor .

Tipp 7 : Einen Sundowner , bitte

Klar , gute Porträts kannst du zu jeder Tageszeit schießen . Doch im Licht des Sonnenuntergangs gelingen dir erstaunliche Effekte . Platziere dein Model mal vor der Sonne . Dadurch entsteht ein faszinierendes Haarlicht – fast so schön wie ein Heiligenschein .

Tipp 8 : Freie Bahn nach hinten raus

Wolltest du dein Model etwa vor eine Wand stellen ? Das macht wenig her . Wähle lieber einen offenen Hintergrund – mit jeder Menge Freiheit nach hinten raus . Kombiniert mit der Tiefenschärfe wirkt dein Bild viel stimmungsvoller . Achte auch darauf , dass dein Hintergrund sauber ist . Einen Besen brauchst du nicht , dafür ein gutes Auge , das alle störenden oder grell reflektierenden Gegenstände sofort erkennt .

� Sei offen für einen weiten Hintergrund .

Tipp 9 : Mach eine dritte Ebene auf

Zwei Ebenen hast du schon : dein Model und den Hintergrund . Fehlt nur noch der Vordergrund . Du erzeugst ihn beispielsweise , indem du einfach ein paar Blüten vor die Kamera hältst . Dank der Tiefenschärfe zerfließen sie zu einem traumhaften Effekt und sorgen zugleich für mehr 3D-Feeling .

Erzeugt eine surreale Stimmung : Ein unscharfer Vordergrund – hier wurden einfach ein paar Blüten ins Bild gehalten .

Tipp 10 : Bring Schwung ins Bild

Still und starr ruht dein Model ? Lass es sich bewegen , lass es laufen , sich drehen . Deine Fotos wirken so wie aus dem Leben gegriffen . Bring zusätzlich frischen Wind rein : Wenn die Haare deines Models wehen , gewinnt dein Porträt an Dynamik . Falls draußen nur ein laues Lüftlein weht – schnapp dir einen Ventilator . Den kriegst du günstig im Baumarkt , doch für dein Foto ist er unbezahlbar .

� So wirkt ’ s natürlicher : Animiere dein Model , sich zu bewegen .

� Erzeugt Dynamik : Wind im Haar .