Foto : Adrian Rohnfelder / Knesebeck Verlag Foto : Adrian Rohnfelder / Knesebeck Verlag
SPECIAL INTERVIEW 14
Foto : Dennis Oswald / Knesebeck Verlag
Was fasziniert Sie an diesen extremen Naturereignissen besonders ? Dennis Oswald : Donner , Blitz , Wind und Wolkenstrukturen habe ich schon immer begeistert beobachtet . Besonders fasziniert mich , wozu die Natur in der Lage ist . Ein solches Spektakel am Himmel entstehen zu lassen , wo nur wenige
� Hier schlägt das Herz der Tornado Alley , dem Ort , an dem die wahrscheinlich schönsten und größten Gewitter der Erde entstehen . In der Ferne bauen sich Wolkentürme auf , dann geht es ganz schnell .
Stunden zuvor keine Wolke zu sehen war . Hinter jedem Gewitter steckt Dynamik . Ich kann mich aber genauso für eine schöne Landschaft begeistern , auch wenn diese vielleicht nicht so aufregend ist wie ein ausgewachsenes Unwetter . Adrian Rohnfelder : Es ist das Spüren der Natur in ihrer extremen Form mit all ihren Sinnen . Die über 1.000 Grad heiße Hitze , der teilweise ohrenbetäubende Knall einer Eruption , die urgewaltigen Druckwellen und natürlich auch die faszinierende Schönheit von glühender Lava . Für mich ist es aber auch der Blick in das Innere unserer Erde , ja in das Herz unserer Erde und auch in unsere Vergangenheit vor Milliarden von Jahren .
Tosende Stürme und aktive Vulkane – ist das nicht gefährlich ? Dennis Oswald : Das Gefährlichste dabei ist sicherlich der Straßenverkehr . Unfälle passieren deutlich häufiger , als vom Blitz getroffen zu werden . Es stimmt aber schon , dass es auf dem heimischen Sofa sicherer ist , als vor einem Gewitter zu stehen . Als Meteorologe ist einem die Gefahr natürlich bewusst . Allerdings ist das Risiko durch nötiges Fachwissen gering . Auch ein Tornado taucht bei der Gewitterjagd nicht einfach aus dem Nichts auf . Wir beobachten das Gewitter bereits schon lange , bevor es überhaupt zu einem Wirbelsturm kommt , und können dadurch auch feststellen , wo dieser entstehen kann . Außerdem begeben wir uns nie in ein Gewitter . Dort bekommen wir nicht die Bilder , die wir machen möchten . Adrian Rohnfelder : Mit entsprechender Fachkenntnis , notwendiger Sicherheitsausrüstung wie Helm und Atemschutzmaske , sowie insbesondere Respekt und Demut vor der Natur ist die Anreise ( Flug , lange Autofahrten auf abenteuerlichen Straßen , tagelanges Trekking durch unwegsames Gelände abseits jeder Zivilisation ) zu den Vulkanen , zumindest statistisch , deutlich gefährlicher .
Foto : Adrian Rohnfelder / Knesebeck Verlag Foto : Adrian Rohnfelder / Knesebeck Verlag
� Eines der faszinierendsten Naturschauspiele sind vulkanische Gewitter ( Sakurajima , Kyushu , Japan ).
� Steile , kegelförmige Stratovulkane mit ihren Gipfelkratern stellen die bekannteste Vulkanform dar – hier im Nationalpark Bromo Tengger Semeru , Java , Indonesien .
Wie bereiten Sie sich auf Ihre Bilder vor ? Dennis Oswald : Wetterfotos oder , genauer , Gewitterfotos sind nur sehr schwer im Vo raus zu planen . Jedes Unwetter ist ein Unikat , und man weiß nie genau , wann und wo es am Himmel auftaucht . Die Planung für die Gewitterjagd in den USA beginnt meist Anfang eines jeden Jahres . Flüge , Mietwagen werden gebucht , und somit wird dann auch schon der Zeitrahmen festgelegt . Meist geht es dann Mitte Mai über den großen Teich in die Tornado Alley . Dort werden dann jeden Morgen
„ Donner , Blitz und Wolkenstrukturen habe ich schon immer begeistert beobachtet .“
Dennis Oswald
die Wettermodelle studiert und ein Gebiet festgelegt , wo man fotogene Gewitter erwartet . Einmal in diesem Gebiet angekommen , wartet man darauf , dass der Himmel die Bühne für die größten und gewaltigsten Gewitter der Welt freigibt . Von da an bestimmt das Wetter die weitere Vorgehensweise und auch die Motivwahl . Mit ein bisschen Glück präsentiert sich das Gewitter vor einem schönen Vordergrund . Dieser ist jedoch in der endlosen Weite der Prärie nicht immer einfach zu finden . Adrian Rohnfelder : Ich plane nicht voraus . Ich habe drei Kinder plus viele lang geplante Termine wie Vorträge und Workshops . Insofern schaue ich häufig mit einem weinenden Auge auf aktuelle Ausbrüche . Einige Vulkane sind jedoch regelmäßig oder gar durchgängig aktiv , sodass ich diese mit ausreichendem Vorlauf in Ruhe planen kann . Dabei beschäftige ich mich auch intensiv damit , von welcher Position aus ich einen Vulkan am besten fotografieren kann .
Ähnliches gilt auch für Trips in die Wüste . Ich beschäftige mich lange und intensiv mit den Gegebenheiten , sodass ich schon eine sehr genaue Vorstellung davon habe , wann ich was , wo und wie fotografieren möchte . Bei einer Wettertour , muss ich gestehen , verlasse ich mich größtenteils auf Dennis , da er da natürlich viel mehr Ahnung von der Materie hat als ich .